Der Begriff Dekolonisierung, oft auch Dekolonisation oder Entkolonialisierung genannt, steht für das Ende der politischen, wirtschaftlichen und militärischen Herrschaft der Kolonisator:innen in den ehemaligen Kolonien. Die Dekolonisierung markiert somit die formale Auflösung der Kolonien, insbesondere in den Jahren von 1940 bis 1960. Zwar zeigt sich darin, dass der Begriff Dekolonisierung nach dem Zweiten Weltkrieg virulent wurde, allerdings haben sich schon vor dem Ersten Weltkrieg Formen der Dekolonisierung abgezeichnet. Gleichzeitig ist unter Dekolonisierung auch der Befreiungsprozess der ehemaligen Kolonien von den Kolonialherr:innen zu verstehen. Mit dem Kampf nach Selbstbestimmung und Rechtsgleichheit haben die Menschen aus den Kolonien ihre politische Unabhängigkeit gefordert und erlangt.
In der Philosophie und Kulturgeschichte wird der Begriff Dekolonisierung verwendet, um im weitesten Sinne alle Denkmuster, die den europäischen Kolonialismus und seine Nachwirkungen überwinden möchten, begrifflich fassen zu können. Dabei werden insbesondere koloniale Vorstellungen, durch die Afrika, Asien und der Nahe Osten als anders und minderwertig dargestellt wurden, hinterfragt und durch neue Bilder und Vorstellungen ersetzt. Darüber hinaus wird in der postkolonialen Literaturwissenschaft von Dekolonisierung gesprochen, wenn Texte und institutionalisierte Sprechweisen kolonialismuskritisch durchleuchtet und entsprechende Lektürestrategien entwickelt werden. Dabei wird Dekolonisierung als ein Prozess verstanden, der sowohl von BIPoC*s als auch weißen Personen durchlebt werden muss, um sich von kolonialen Denk- und Handlungsmustern lösen zu können. Laut dem postkolonialen Theoretiker Edward Said heißt dekolonisieren, ganz gleich ob von Europa, Afrika oder Asien aus betrachtet, Widerstand gegen jegliche kolonialen Vorstellungen zu leisten, koloniale Geschichte aufzuarbeiten und die heutigen Formen der postkolonialen Unterdrückung zu bekämpfen.
Siehe auch Postkolonialismus und Imperiale Lebensweise