Im Jahr 1956 entwickelte der britische Anthropologe und Kommunikationsforscher Gregory Bateson mit seinem Forschungsteam die sogenannte Double Bind Theory. Sie besagt, dass ein psychologisches Dilemma, das durch den Konflikt zwischen zwei oder mehreren widersprüchlichen Botschaften – sogenannten Double Binds – entsteht, eine der möglichen Ursachen für Schizophrenie darstellen kann.
Double Binds können durch Othering und Rassismus entstehen, z.B. bei Einforderung des „Integrationswillens“ von BIPoC* und gleichzeitiger Betonung und Zementierung ihrer „Fremdheit“. Unabhängig davon, wie sich die betroffene Person entscheidet – ob sie sich als „Zugehörige:r” oder als „Fremde:r“ identifiziert – wird jede Entscheidung als falsch angesehen. Bei ersterem droht ihr die Zurückweisung durch die Mehrheitsgesellschaft, bei letzterem der Vorwurf „mangelnder Integration“. Das Dilemma wird noch weiter erschwert. Denn eine Flucht aus dieser Situation ist so gut wie unmöglich, da Rassismus überall in der Gesellschaft existiert. Kämpfen Betroffene aber gegen die Situation an und benennen sie als rassistisch, setzten sie sich der Gefahr weiterer rassistischer Angriffe und der Entwertung ihrer Erfahrungen aus (Sekundärer Rassismus, Weiße Zerbrechlichkeit).
Das Prinzip des Double Bind kann zu tiefen psychischen Belastungen führen, da es die betroffenen Personen also in eine ausweglose Situation versetzt. Das Kommunikationsdilemma, in dem die Identität ständig in Frage gestellt wird und in dem die Betroffenen in einer ständigen Balance zwischen Ablehnung und Anpassung gefangen sind, führt dazu, dass sie niemals das Gefühl haben, vollständig akzeptiert zu werden – weder in der „eigenen“ noch in der „fremden“ Gruppe. Die Frage nach Zugehörigkeit und Akzeptanz wird dabei nicht nur auf individueller Ebene, sondern auch als gesellschaftlicher Druck erlebt, der das individuelle Wohlbefinden massiv beeinträchtigen kann.