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Linguizismus

Linguizismus ist nach Inci Dirim (2010, 91f.) „eine spezielle Form des Rassismus, die in Vorurteilen und Sanktionen gegenüber Menschen, die eine bestimmte Sprache bzw. eine Sprache in einer durch ihre ‚Herkunft‘ beeinflussten spezifischen Art und Weise [z. B. mit einem Akzent] verwenden, zum Ausdruck kommt. Linguizismus erscheint als ein Instrument der Machtausübung gegenüber sozial schwächer gestellten Gruppen mit der Funktion der Wahrung bzw. Herstellung einer sozialen Rangordnung. Die Sprache einer Elite wird dabei zur Norm erhoben; die sprachlichen Merkmale der darunter platzierten gesellschaftlichen Gruppen abgewertet. Das Erreichen bestimmter gesellschaftlicher Positionen ist an die Assimilation an die sprachliche Norm geknüpft, deren Realisierung u. U. durch Vorenthaltung von Möglichkeiten die Normsprache zu erwerben, verunmöglicht wird.“

Linguizismus äußert sich in verdeckten Formen, z. B. in abwertenden Witzen und einer „possenhaften Darstellung des ethnolektalen Deutschgebrauchs“ (Dirim 2010, 99), und in offenen Formen, z. B. in Maßnahmen, die den Gebrauch einer bestimmten Sprache in der Öffentlichkeit unterbinden sollen. Wenn an Schulen verboten wird, eine bestimmte Sprache zu sprechen, oder das Gebot erlassen wird, nur Deutsch zu sprechen, ist dies als offener Linguizismus – und d. h. als rassistisch – einzustufen.

Siehe Nationalismus, Neo-Linguizismus, Rassifizierung