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Migrationshintergrund

Nachdem die Unterscheidung zwischen „Ausländer:innen“ und „Deutschen“ als unzureichend für die Beschreibung migrationsbedingter Diversität in der Bundesrepublik wahrgenommen wurde, ist mit dem Mikrozensusgesetz von 2004 der Begriff des „Migrationshintergrundes“ eingeführt worden. Das für die Durchführung des Mikrozensus zuständige Statistische Bundesamt erhebt regelmäßig, wer in Deutschland einen Migrationshintergrund hat, und definiert: „Eine Person hat einen Migrationshintergrund, wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil die deutsche Staatsangehörigkeit nicht durch Geburt besitzt“.

Der Begriff zieht also unabhängig von der Staatsbürgerschaft der Betroffenen eine Grenze zwischen „normalen“ und „nicht normalen“ Deutschen. Mit anderen Worten bezieht er sich auf eine Norm, nämlich nicht migriert zu sein, und ermöglicht es, diejenigen zu markieren, die von dieser Norm abweichen. Nach der Einführung auf institutioneller Ebene hat sich der Begriff auch im alltäglichen Sprachgebrauch durchgesetzt, wenn deutlich gemacht werden soll, dass jemand vielleicht kein*e „Ausländer:in“ im staatsbürgerlichen Sinn ist, aber doch  von einer vermeintlichen Norm des „Deutschen“ abweicht. Auch Deutsche können also mit einem Migrationshintergrund betitelt werden, selbst wenn ihre Familie seit vielen Generationen in Deutschland lebt. D. h. spielen auch rassistische Vorannahmen aufgrund des Aussehens eine Rolle, die zu einem klassischen Othering Anlass geben.

Um Repräsentationsverhältnisse und rassistische Strukturen (bspw. in Führungspositionen oder in staatlichen Behörden) zu beschreiben ist das Konzept ebenfalls nicht hilfreich, da die rassistische Diskreditierbarkeit von Menschen unabhängig vom „Migrationshintergrund“ ist (bspw. gibt es Schwarze oder muslimische Deutsche, die der Definition zufolge keinen „Migrationshintergrund“ haben, aber Rassismus erleben). Deswegen werden Forderungen laut, statt des Migrationshintergrundes die Rassismus- bzw. Diskriminierungserfahrungen von Menschen zu messen.

Siehe auch Migration und Weißsein