Unter der Bezeichnung Antirassismus werden Ansätze verstanden, die auf die Beseitigung von Verhältnissen und Einstellungen abzielen, die rassistisch (bzw. von Rassismus bestimmt) sind. Kritiker:innen bemängeln das Fehlen einer selbstreflexiven und machtkritischen Komponente. Denn der Begriff unterstelle, dass es eine Position außerhalb rassistischer Verhältnisse gebe, die Personen einnehmen können, wenn sie sich selbst für rassismusfrei erklären. Ein Raum frei von Rassismus bzw. die Schaffung eines rassismusfreien Raumes, so die Kritik, sei aber – zumindest in der gegenwärtigen Gesellschaft – nicht möglich.
Wenn Rassismus verkürzend als irrationales Vorurteil, als absichtsvolles Handeln oder als Form von Hass erklärt wird, wird jedoch genau die Logik bedient, dass Menschen außerhalb rassistischer Verhältnisse handeln könnten, wenn sie nur aufgeklärter oder freundlicher wären. Damit verbunden ist eine moralisierende Haltung, die Menschen als gut oder schlecht beurteilt. Dieser Haltung entsprechend empfinden Menschen Hinweise auf Rassismus als Vorwurf anstatt als Chance, rassistische Verhältnisse zu schwächen. Die Folge ist weiße Zerbrechlichkeit. So verhindert eine moralisierende Haltung aufgrund der Angst, verurteilt zu werden, Rassismus zu thematisieren, sich mit der eigenen Verstrickung in rassistische Verhältnisse und mit neu entstehenden Formen von Rassismus auseinanderzusetzen.
Demgegenüber geht die rassismuskritische Perspektive davon aus, dass gesellschaftliches Handeln nur innerhalb rassistisch geprägter Verhältnisse möglich ist und plädiert für eine offene Auseinandersetzung mit rassistischen Realitäten.