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Stereotype Threat

Der Begriff Stereotype Threat (deutsch: Bedrohung durch Stereotype) beschreibt den Effekt einer situativen Leistungsminderung. Er tritt auf, wenn Personen, die Teil einer Gruppe sind, über die es Negativstereotype gibt, versuchen diesen Stereotypen nicht zu entsprechen, aufgrund des dadurch erzeugten Drucks jedoch dennoch schlechtere Leistungen erbringen. Die beiden US-amerikanischen Sozialpsychologen Claude M. Steele und Joshua Aronson stellten sich im Jahre 1995 in ihrer Untersuchung zu den Ursachen für Leistungsunterschiede verschiedener Gruppen die Frage, warum Afro-Amerikaner:innen in IQ-Tests so viel schlechter abschnitten als weiß positionierte US-Amerikaner:innen. Hierzu wurden mehrere Schwarze und weiße Amerikaner:innen gebeten, an zwei identischen Tests mit unterschiedlichen Titeln teilzunehmen. Während ein Test keine Überschrift trug, wurde der andere als  diagnostisch im Hinblick auf Intelligenzdargestellt. Das Ergebnis zeigte, dass sich beim Test ohne Titel keine Leistungsunterschiede zwischen den beiden Gruppen ergaben. Beim Test mit Titel schnitten Afro-Amerikaner:innen durchschnittlich allerdings sehr viel schlechter als die weißen Testpersonen ab. Steele und Aronson führten diesen Effekt auf das Bestehen vorhandener negativer Stereotype zurück und bezeichneten dieses Phänomen als Stereotype Threat. Diese würden in Leistungssituationen (in der Untersuchung erzeugt durch den Titel) aktiviert und hätten schlechtere Leistungen zur Folge. Inzwischen belegen zahlreiche weitere Studien die Social-Threat-Theorie. So wurden parallele Social-Threat-Effekte für die Leistung von Frauen in Mathematiktests dokumentiert. Diese würden keine schlechteren Ergebnisse als Männer erzielen, entfiele der Druck des Geschlechterstereotyps (Sexismus). Zudem wirkt sich die Kenntnis der Hintergründe des Stereotype Threat ebenfalls positiv auf die Leistung strukturell marginalisierter Menschen aus.