Epistemik bezeichnet den Vorgang des Erkennens. Epistemische Gewalt liegt dann vor, wenn z. B. westliche Wissenschaftler:innen vermeintliche oder tatsächliche Probleme von Menschen analysieren und bearbeiten, die sie dem Globalen Osten bzw. Süden zuordnen, und sie dabei die Kategorien und Deutungen der Betroffenen nicht berücksichtigen oder ihnen die eigenen Kategorien und Deutungen überstülpen und so vereinnahmen. Ein typisches Beispiel für epistemische Gewalt: In einem Gremium gegen Rassismus sitzen nur weiße, europäische Männer oder Frauen und entwerfen Lösungsansätze, ohne die betroffenen Menschen in den Prozess einzubeziehen. Dadurch können sie als Akteur:innen ihre Deutung der Welt durchsetzen. Diese Haltung hat ihre Wurzeln im Kolonialismus. Sie definiert Angehörige der kolonialisierten Länder als unveränderbar anders und implizit minderwertig. Dadurch trug bzw. trägt sie maßgeblich dazu bei, Kolonialismus und Rassismus zu rechtfertigen.
Siehe auch Dominanz, Eurozentrismus, Postkolonialismus und Sprache