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Fetischismus

Fetischismus taucht häufig im sexuellen Kontext auf und bezeichnet eine sexuelle Fixierung auf bestimmte Objekte oder Körperteile. Der Begriff stammt sowohl vom portugiesischen Wort „feitiçio“ (dt. Zauber) als auch vom lateinischen Verb „facere“ (dt. machen). Im 19. Jahrhundert haben westliche Kolonisator:innen bestimmte Riten oder Objekte Indigener Völker, denen magische oder spirituelle Kräfte zugeschrieben wurden, als Fetische betrachtet. Der Begriff wurde zur Beschreibung angeblich irrationaler Objektbeziehungen verwendet und als Mittel, um nicht-westliche Gesellschaften abzuwerten und zu exotisieren. Diese Fetischisierung des Anderen diente dazu, koloniale Herrschaftsideologien zu rechtfertigen. Die Vorstellung, dass afrikanische und Indigene Völker an "primitive" Objekte glaubten, verstärkte die Wahrnehmung, dass sie der "zivilisierenden Mission" Europas bedurften (siehe Kolonialismus). Später wurde der Begriff jedoch weiterentwickelt, um sexuelle Fixierungen (z.B. auf einzelne Körperteile) zu beschreiben.

Je nachdem, welche ethnisierten oder rassifziertenZugehörigkeiten Menschen zugeschrieben werden, passiert die Fetischisierung auf unterschiedliche Weise. Auf Dating Plattformen beispielsweise kann es dazu kommen, dass arabisch gelesenen Männern und Schwarzen Männern bestimmte Eigenschaften zugeschrieben werden, die eine Beziehung mit ihnen besonders „spannend” für weiße machen. Auch in der modernen Pornoindustrie wird Fetischismus oft mit rassistischen Stereotypen verschränkt. So gibt es z.B. das Genre des „Interracial Porn”, bei dem Schwarze Menschen beim Sex mit weißen Darsteller:innen objektiviert werden. Dabei wird auf alte kolonialistische Bilder derprimitiven”, „hypersexuellen” und „triebgesteuerten” Anderen zurückgegriffen. Besonders Frauen of Color werden dabei zum Objekt sexueller Begierde von weißen Männern. Ebenso existieren auf Porno-Seiten eigene Suchkategorien für Black und Indigenous People.

Ein weiterer problematischer Aspekt des rassistischen Fetischismus ist die spezifische Fetischisierung im Kontext des Antiasiatischen Rassismus. Asiatisch markierte Frauen werden häufig als besonders „verfügbar“ und „unterwürfig“ inszeniert. Dies verstärkt ebenfalls tief verwurzelte koloniale stereotype Vorstellungen von asiatisch markierten Frauen als „gefügig“ oder „exotisch“. Die Verschmelzung von Fetischismus und rassistischenStereotypen trägt so dazu bei, die sozialen und sexualisierten Hierarchien zu zementieren und strukturell marginalisierte Gruppen weiter zu entwerten (Struktureller Rassismus).