Weiße Zerbrechlichkeit (engl. white fragility) ist eine Reaktion weiß positionierter Menschen auf die Auseinandersetzung mit der Realität des Rassismus als einer gesellschaftlichen Struktur, der eigenen Verwicklung und den rassistischen Wirkungen des eigenen Verhaltens. Sie ist eine meist unbewusste Strategie, um diese Auseinandersetzung abzuwehren. Sie resultiert aus dem Umstand, dass weiß positionierte Menschen nur selten mit Rassismus, unbewussten Rassismen oder ihren Privilegien konfrontiert werden und daher nicht gelernt haben, damit auf eine angemessene und konstruktive Weise umzugehen.
Weiße Zerbrechlichkeit kann sich äußern in Wut, Verärgerung, Weinen, Rückzug, Abschalten, Ignoranz, usw. Die Folge ist, dass die Person, die Rassismus anspricht, zum:zur Täter:in gemacht wird, während sich das Gegenüber in die Opferrolle begeben kann. Dadurch nimmt das Gegenüber mehr Zeit und Aufmerksamkeit dafür in Anspruch, dass ihre emotionalen oder Verhaltensreaktionen bearbeitet werden, als dass über Rassismus oder rassistische Wirkungen gesprochen werden kann, die ihre Sprache und Verhalten möglicherweise zeitigt. Weiße Zerbrechlichkeit verunmöglicht auf diese Weise eine aufrechte Auseinandersetzung mit Rassismus, den eigenen Privilegien und der Verantwortung weiß positionierter Menschen. Stattdessen kann das Selbstbild einer guten, liberalen und „weltoffenen“ Person aufrechterhalten werden. Dadurch führt weiße Zerbrechlichkeit dazu, dass rassistische Machtverhältnisse aufrechterhalten bleiben. Weiße Perspektiven auf Rassismus bleiben dominant, wodurch weiße Definitionsmacht und Dominanz bestätigt werden. Um diesen negativen Zirkel zu durchbrechen, ist es essenziell, dass weiße Menschen lernen, Feedback konstruktiv entgegen zu nehmen.
Siehe auch Critical Whiteness, Sekundärer Rassismus