Beim Tone Policing schreiben weiße oder in einer anderen Hinsicht strukturell privilegierte Menschen den in einem bestimmten Kontext betroffenen Menschen vor, wie sie über ihre Erfahrungen und Emotionen, besonders im Zusammenhang mit Diskriminierung, zu sprechen haben, da sie zu wütend oder zu laut erscheinen, um ein Gespräch zu führen. Stattdessen verlangen nicht betroffene Menschen von Betroffenen, einen ruhigeren oder sachlicheren Ton zu benutzen, um ihnen überhaupt Gehör schenken zu können. Dadurch werden Stereotype über strukturell marginalisierte Personen reproduziert (z. B. das der zu emotionalen Frau oder der wütenden Schwarzen Frau) und Machtstrukturen aufrechterhalten. Denn die bereits strukturell Privilegierten maßen sich die Definitionshoheit darüber an, wie andere Menschen ihre Diskriminierungserfahrungen zu äußern hätten.
Tone Policing hängt eng mit weißer Zerbrechlichkeit zusammen und wirkt als eine Form von Mikroaggression und sekundärem Rassismus. Es lässt die Betroffenen verstummen und führt dazu, dass ihnen kein Gehör geschenkt wird. Auf diese Weise werden Rassismus und andere Diskriminierungsformen dethematisiert, eine kritische Selbstreflexion vermieden und betroffenen Menschen Diskriminierungs- und Rassismuserfahrungen und damit verbundene Verletzungen abgesprochen.