Mit Essentialisierung ist die (Über-)Betonung physiognomischer Merkmale (z. B. Hautfarbe, körperliche Behinderung), Geschlechtszugehörigkeit und religiösen oder sexuellen Orientierungen gemeint. Essentialisierungen gehen mit einer Reduzierung der jeweiligen Person auf dieses eine Merkmal einher, blenden also andere Identitätsmerkmale der Person aus. Essentialisierung beinhaltet außerdem die Annahme, dass Menschen aufgrund bestimmter Merkmalen objektiv und eindeutig bestimmten Gruppen zugeordnet werden können. Diesen Gruppen und ihren (vermeintlichen) Angehörigen wird dadurch ein überzeitliches Wesen unterstellt. Essentialisierungen können von Seiten einer Einzelperson oder Gruppe als Fremdzuschreibungen fungieren. Dann gehen sie häufig mit Ausschließungspraktiken einher. Sie können aber auch als Selbstzuschreibung in Erscheinung treten, d. h. die jeweilige Person definiert sich selbst über dieses Merkmal. Auch in der Essentialisierung eigener Merkmale liegt die Gefahr, die bestehenden Vorurteile und Diskriminierungen zu aktualisieren, da die Betonung des jeweiligen Merkmals die gesellschaftliche Dichotomisierung (Zweiteilung) in „Wir“ und „Ihr“ bestätigt.
Siehe auch Differenzlinie