Kontinuität öffentlichen Versagens? Die Schwierigkeit, in Deutschland über Rassismus zu sprechen

06.12.2014 07.12.2014
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Eine Veranstaltung des IDA-NRW in Kooperation mit dem Center for Migration, Education and Cultural Studies (cmc) der Universität Oldenburg sowie der Opferberatung Rheinland

Seit vor anderthalb Jahren die Mordserie des sog. NSU publik wurde, ist sukzessiv nicht nur das Versagen staatlicher Behörden, sondern auch die Zurückweisung eigener Verantwortung deutlich geworden. Auch vor dem Hintergrund dieser Versäumnisse hat nicht nur der Menschenrechtsbeauftragte des Europarats das Einsetzen unabhängiger Kommissionen zur fortlaufenden Untersuchung des Vorkommens rassistisch diskriminierender Handlungen in Polizei und Verfassungsschutz gefordert.
Da die Gründung der Bundesrepublik von dem Versuch gekennzeichnet war, in der Proklamation eines Neuanfangs die nationalsozialistische Vergangenheit hinter sich zu lassen, war „Rassismus" als Diagnose gegenwärtiger Verhältnisse in Deutschland lange un(aus)haltbar. Diese Un(aus)haltbarkeit wirkt unseres Erachtens nach wie vor. Aktuell zeigt sich dies in der öffentlichen Debatte um rassistische Sprache und Muster in Kinderbüchern oder in den massiven Reaktionen auf Hinweise auf strukturellen und institutionalisierten Rassismus, die im Laufe der Ermittlungen zu den Morden durch den sog. NSU deutlich wurden. In diesen Debatten zeigt sich, dass der Hinweis darauf, es handele sich möglicherweise um rassistische Vorkommnisse, an denen öffentliche Institutionen und Akteure beteiligt sind, besonders in Deutschland sehr schnell, zuweilen automatisiert, auf Zurückweisung stößt. Vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Geschichte hat die Analyse und Diagnose, hier handele es sich (womöglich) um Rassismus, zu einem abwehrenden Umgang mit rassistischer Gewalt geführt, der zugespitzt dem Muster folgt, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.
Vor dem Hintergrund dieses hier allgemein skizzierten (und im Rahmen der Tagung zu differenzierenden) Ausgangspunktes macht die Tagung Rassismus als doppeltes Gewaltphänomen zum Thema: Die Gewalt, die von rassistischen Unterscheidungen ausgeht, sowie die Gewalt, die durch das Nicht-Thematisieren dieser Verhältnisse ausgeübt wird. Die Tagung wird hierbei sowohl die Analyse institutioneller Praktiken, Routinen und Muster der (De-)Thematisierung von Rassismus behandeln als auch die „subjektive Seite" des doppelten Gewaltverhältnisses zum Thema machen: Wie gehen Menschen, die von rassistischer Diskriminierung negativ affiziert sind, mit ihren Erfahrung um? In Bezug auf die institutionelle als auch individuelle Dimension geht es uns darum, neben Analysen und Einschätzung zur gegenwärtigen Situation in der Bundesrepublik Deutschland auch über Perspektiven der politischen und pädagogischen Verhinderung rassistischer Gewalt sowie über Arrangements gelingenderen Sprechens über die Alltäglichkeit rassistischer Unterscheidungen nachzudenken.

Ort
Bonn

Infos
IDA-NRW
Anne Broden
Volmerswerther Straße 20
40221 Düsseldorf
Tel: 02 11 / 15 92 55-5
info[at]ida-nrw.de

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